Autismusshirt

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Mittwoch, 19. Februar 2014

Hallo,
im Folgenden möchte ich erst einmal darüber aufklären, was frühkindlicher Autismus ist.

Frühkindlicher Autismus (Kanner-Autismus) 

Frühkindlicher Autismus liegt vor, wenn sich hinreichend Verhaltensweisen aus den drei wesentlichen Kriterien vor dem 3. Lebensjahr zeigen.  
Die drei wesentlichen Merkmale sind:

-        Beeinträchtigung der sozialen Interaktion

-        Beeinträchtigung der Kommunikation

-        Stereotypes, ritualisierendes Verhalten 

In dem Fallbeipiel geht es um ein Mädchen mit frühkindlichem Autismus; das ist insofern außergewöhnlich, als dass das Verhältnis von Mädchen zu Jungen, die von Autismus betroffen sind, 1:4 bis 1:8 beträgt.

Ein Fallbeispiel

Die zweijährige Marie spielte während der U7 ganz in sich versunken mit dem Papier im Papierkorb, als der Arzt sie beim Namen rief. Keinerlei Reaktion. Auch bei lauterem zweimaligen und dreimaligem Rufen nicht. Dann rückte er mit seinem Stuhl ganz dicht hinter das Kind und klatschte mehrfach sehr laut in seine Hände und rief nochmals Maries Namen. Auch das führte nicht dazu, dass die Kleine vom Papierkorb hochschaute und vom Spiel abließ. Jeder Betrachter hätte das Kind für taub gehalten. Als dann jedoch ein Blatt aus dem Untersuchungsheft heraus und leise zu Boden fiel, drehte Marie sich um, um blitzschnell danach zu greifen.
Der Arzt gab Marie anschließend ein großes, buntes Spielzeug, das sie nicht anrührte, obwohl er sie dazu mehrfach animierte. Dafür entdeckte sie ein kleines Radiergummi unter dem Schreibtisch des Untersuchungszimmers, das sie mit ihren kleinen Fingerchen freudig hervor zog und damit zu spielen begann, indem sie es minutenlang in den Händchen drehte und von allen Seiten betrachtete. Ansonsten wandte Marie sich selber Spielzeugen zu, die Musik machten und drückte ständig die Knöpfe, damit sich die Melodien wiederholten. Marie reagierte weder auf ein Deuten auf weitere Spielzeuge durch Dritte noch deutete sie selber auf etwas. Eine vom Arzt vorgeschlagene gemeinsame Spielszene mit einer Puppe ignorierte sie völlig. Stattdessen nahm sie der Puppe das Kopftuch ab und legte es sich auf den Arm, wo sie vor kurzer Zeit eine große Brandwunde hatte.
 
Blickkontakt zwischen Marie und uns und Marie und dem Arzt kam nicht zustande und der große kräftige Mann schien für sie auch kaum zu existieren – außer, als er im Weg stand. Dann versuchte sie, ihn mit ihren knapp zwei Jahren wie einen Gegenstand zur Seite zu drängen. Als wir dann auch noch sagten, dass sie noch kein Wort spreche, auf keine unserer Anweisungen reagierte und auch trotz vorhandener Zähne ausschließlich einseitige breiige Nahrung zu sich nehme, schrieb er ins Untersuchungsheft: <Verdacht auf frühkindkindlichen Autismus>. Er verwies uns ans < SPZ > , das jetzt alles Weitere veranlassen würde.

Das oben beschriebene Fallbeispiel zeigt eine Reihe sehr typischer Auffälligkeiten. Doch bei der Erläuterung der Kriterien ist es wichtig zu betonen, dass jeder Autist anders ist. Das zeigt sich deutlich an folgendem Merkmal:


Landläufig hat man über Autisten gehört, dass sie nicht anfassen lassen. Viele mögen tatsächlich keinen Körperkontakt, kaum eine Berührung. Aber auch das genaue Gegenteil kann der Fall sein. Es gibt Autisten, die von selber sozial unangemessenen Kontakt zu Fremden aufnehmen, indem sie sich z.B. auf deren Schoß setzen oder sie streicheln.
Deshalb werden unter den Kriterien alle möglichen Verhaltensweisen aufgelistet, auch wenn sie sich scheinbar widersprechen. Es sollte auch beachtet werden, dass sich bei einem autistischen Kind nie alle Merkmale zeigen (müssen). Jeder Mensch ist ein Individuum, jeder Autist auch. Das wird sich im Laufe der Beschreibung des Fallbeispiels noch zeigen. Unter Punkt 4 wird auch von möglichen Ängsten und Depressionen die Rede sein. Bei Marie ist das überhaupt nicht der Fall. Sie singt und lacht den ganzen Tag, hat vor nichts und niemandem Angst und scheint in ihrer Welt sehr glücklich zu sein.

Das reicht für heute an Infos. Tschüss!
 
 
 
 
 
 





 

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